Kneipp’s ausgezeichnete Verpackung: Wirklich ganzheitlich nachhaltig?

Für die Verpackung der @Kneipp Mandelbüten Tages- und Nachtcreme gab es letzte Woche den Red Dot Design Award.

Der Deckel aus #forewood ist eine echte Innovation, die von rezemo GmbH entwickelt wurde: Das Material besteht laut Unternehmensangaben aus PEFC-zertifizierten Holzfasern aus süddeutschen Wäldern, die als Nebenprodukt in der holzverarbeitenden Industrie anfallen; das Bindemittel sei aus Mais oder Zuckerrohr. Und auch sonst hat Kneipp die Verpackung in Sachen #Nachhaltigkeit weiter optimiert: So besteht der Tiegel bereits zu einem hohen Anteil aus recyceltem Glas, die Dichtungsscheibe ist aus vollständig pflanzlich basiertem Polyethylen, das Papier ist zumindest FSC-zertifiziert und auch der Klebstoff ist auswaschbar.

Wie das Unternehmen schrieb, hat das ganzheitliche Verpackungskonzept die Jury überzeugt. So spannend wir diese Innovation finden, ist die Begründung für die Entscheidung jedoch fragwürdig.

Gut finden wir, dass gerade in der Kosmetikindustrie, mit ihrem extrem hohen Verbrauch an Verpackungsmaterial und Ressourcen und dem damit einhergehenden hohen Einsparpotenzial an Gewicht und Luftverpackungen, solche Leuchttürme wichtig sind.

Und dass die Entwicklung einer klaren Nachhaltigkeitsstrategie folgt. Das Unternehmen schont die Ressourcen und vermeidet erdölbasierte Kunststoffe. Und genau dies ist wichtig auszuzeichnen und zu fördern.

Problematisch finden wir in der Begründung allerdings, dass hier bewusst von einem “ganzheitlichen Verpackungskonzept” die Sprache ist.

Wie jeder, der sich mit der Thematik auseinandersetzt weiß und Kneipp selbst auch schreibt, fehlt in Deutschland derzeit die Infrastruktur für solch neue Materialien. Auch, wenn “man nicht warten kann, bis irgendwann eine optimale Ausgangsbasis verfügbar ist”, wie der CEO Alexander C. Schmidt der Kneipp Gruppe sagt, ist hier die Frage, ob man von einem “ganzheitlichen Verpackungskonzept” sprechen kann.

Die Verpackung ist nur zum Teil recyclefähig und die eingesetzte Packstoffmenge ist noch immer immens hoch. Warum wird nicht alternativ die Tube weiter ausgebaut, die faktisch deutlich nachhaltiger ist?

Im Badezimmer trennen VerbraucherInnen wie Studien belegen den Müll sehr selten, Glasverpackungen werden damit nicht dem Altglaskreislauf zugefügt, sondern: meist verbrannt.

Wir können die Jury verstehen. Die Innovationskraft als auch die Marketing-Power der Verpackung (Stichwort: emotionale, gefühlte Nachhaltigkeit) ist attraktiv und hoch. Doch die faktische Nachhaltigkeit sowie die in der Begründung ausgelobte “Ganzheitlichkeit” sehen wir eher nicht.

Das kann man auch anders sehen. Das Streben nach Nachhaltigkeit ist ein Ringen und wie das Unternehmen richtig sagt: ein stetiges Nachbessern.

Wie können wir helfen, Ihr zukunftssicheres Verpackungsportfolio zu entwickeln?