Großkonzern als Vorbild bei nachhaltigen Verpackungen?

April, 2022: „Unilever verpackt Eis in Papier“ ist im packaging journal zu lesen. Eine Überschrift über einen Materialwechsel von Kunststoff zu Papier ist seit einigen Jahren nichts mehr Ungewöhnliches. Denn auf Papier basierende Verpackungslösungen werden immer noch als generell nachhaltiger wahrgenommen.

Die Papierverpackung der Markte Carte D’Or bestehe nun aus 93% weniger Kunststoff in Großbritannien, sagt Unilever. Durch die Umstellung werden laut Pressemitteilung jährlich 900 Tonnen an Neukunststoff eingespart.

Das klingt erst mal nach einer sinnvollen Umstellung, hat sich Unilever doch 50% Neukunststoff-Reduktion bei Verpackungen bis 2025 als Ziel in die Nachhaltigkeitsstrategie geschrieben.

Was passiert aber beim Recycling? Die neue Verpackungslösung könne im normalen Haushaltspapier entsorgt werden, behauptet Unilever. Aber um die notwendigen Barrieren und Siegelbarkeiten zu erreichen, benötigt man ja immer noch einen nicht unerheblichen Kunststoffanteil. Papier allein kann das nicht leisten und ein oft nicht auf den ersten Blick sichtbares Coating bzw ein Verbundmaterial übernimmt dann den Job. Ein veröffentliches Zertifikat zur Bestätigung der Rezyklierbarkeit steht hier noch aus.

Eine Studie von DS Smith – durchgeführt in einem ihrer Recyclingwerke in UK – hat ergeben, dass beschichtete Lebensmittelschalen zu den drei schwierigsten zu recycelnden Verpackungen gehören.

Oftmals werden hier kaschierte Folien verwenden. Diese stören die Trennung von Papierfasern, stören die Kreisläufe und damit die Rezyklatqualität. Sehr vereinfacht und aber nochmal klar gesagt: der Gebrauch von papier-basierten Lösungen ist nicht automatisch nachhaltiger. Trade-offs müssen immer in eine ganzheitliche Betrachtung mit einbezogen werden.

Wir finden, dass es zentral ist, transparent und im richtigen Kontext zu kommunizieren. Denn jedes Unternehmen hat einen anderen Ausgangspunkt mit unterschiedlichen Produktanforderungen und dementsprechendem Verpackungsbedarf.

Problematisch sehen wir aber vor allem auch die Vorreiterrolle und Vorbildfunktion eines Großkonzerns wie Unilever. Denn so eine Schlagzeile kann leicht suggerieren, dass dies DER Weg für eine nachhaltigere Verpackung sei. Und wird dann zur präferierten Verpackungslösung für Startups, die davon ausgehen, dass ein Großkonzern wie Unilever, der sich ja stark das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreibt, seine Hausaufgaben gemacht haben wird und man dem Verpackungsansatz guten Gewissens vertrauen kann. Das ist zumindest eine unserer Erfahrungen bei den zahlreichen Anfragen von Food Start-ups.

Wer wissen möchte wie man faktenbasiert nachhaltiger verpackt: hello@futurepacklab.com

Wie können wir helfen, Ihr zukunftssicheres Verpackungsportfolio zu entwickeln?