
Ist eckig das neue rund?
Wenn ich an nachhaltige Verpackungen denke, lande …
…letzte Woche forderte die gängige GreenWashingPraxis ein neues prominenten Opfer: Katjes.
Wir diskutieren im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung mit Carolina Schweig lange über das BGH Urteil und seine Auswirkungen: Das Gericht gab der Wettbewerbszentrale recht und verurteilte Katjes unter anderem zur Unterlassung der Werbung mit Klimaneutralität.
Damit trennt sich die Spreu vom Weizen. Alle bisherigen Urteile Rund um den Begriff sind ein Plädoyer für größere Kraftanstrengungen – der Weg des geringen Widerstandes führt direkt in einen justiziablen Worst-Case. Auch dem Letzten im Raum dürfte damit klar sein: Der Short-Cut der Kompensation zum (vermeintlichen) Marketing-Glück ist verbaut!
Die Fakten:
Seit 17.1.2024 ist Auslobung von Klimaneutralität oder „Klimapositiv“ rechtlich in der EU untersagt, sofern es sich bei dieser Klimaneutralität um eine Klimagas Kompensation handelt, also Klimagas Zertifikate für die verursachten Emissionen gekauft wurden. Bei der Auslobung von „Klimapositiv“ ist die Irreführung der Verbraucher recht offensichtlich, denn, wie sollte eine Produktion, Verarbeitung, der Transport denn Klimagase so verringern, dass dann Minus Klimagase entstehen.
Das Rechtsverständnis dahinter hat den Verbraucher im Blick, der davor geschützt werden soll, Produkte zu kaufen, die vorgeben weniger umweltschädlich zu sein, es aber in Wirklichkeit nicht sind. – Übrigens fallen unter die Richtlinie „Empowering consumers for the green transition“ noch weitere Themen und Labels.
Ein weiterer Aspekt aus der Begründung der Richter ist, die Verantwortung der Vorstände und Unternehmensleitungen bezüglich ihrer (Nachhaltigkeits-)Versprechungen gegenüber den Kunden. Die Einführung von CSRD und Taxonomie-Reports sollte die Ernsthaftigkeit der EU gegenüber wirtschaftlicher Nachhaltigkeit und grüner Transformation klar gemacht haben.
Grundsätzlich gilt: Wir brauchen für den Standort Europa den Green Deal! Wir brauchen Wirtschaft und Technologie, die einer kohlenstoffärmer, klimaresistenter und kreislauforientiert ist.
Das Learning:
Grün anpinseln geht nicht. Es ist zu investieren. Nachhaltigkeit zu kommunizieren erfolgt nach Regeln (Green Claim Fähigkeit, Begründung, Nachweis, Verifizierung). Wenn man nichts zu kommunizieren hat, muss man investieren. Der ist ein dickes Brett. Und damit das gelingt, braucht es eine klare Agenda:
1) Sicherstellen, dass Nachhaltigkeit im Vorstand Priorität hat
2) Verankern der Nachhaltigkeitsziele in der Nachhaltigkeitsstrategie
3) Konzentration auf die genaue Quantifizierung von Scope-3-Emissionen
4) Kreislauforientiertes / Sustainable Design
5) Erforschen des Potenzials von Technologien zum Erreichen der Ziele